Es gibt eine Kette, die ich täglich trage und über die ich gerne schreiben möchte, da sie mich schon lange Zeit in meinem Leben begleitet. Diese Kette ist mehr als nur ein Schmuckstück für mich, sie ist gewissermaßen mein Lebenslauf.
das Grundgerüst xD
Die Kette an sich ist sehr schlicht, doch sie war ein Geschenk von meinem Bruder. Ich muss dazu sagen, dass mein Bruder sich nicht oft in mein Leben eingemischt hat, was sicherlich nicht an mir lag, sondern an unserem Umfeld. Wir haben selten miteinander gesprochen, aber er wusste, was mir gefällt, auch wenn ich es erst jetzt im Nachhinein bemerke.
Geschenke, die von Herzen kommen, sind etwas Besonderes. Ich erinnere mich, dass ich einmal sagte: „Die ist ja schön,“ und schon hielt ich eine Kette in der Hand mit einem Plexiglas-Wolf als Anhänger, so dezent und kaum sichtbar, dennoch besonders, dass ich mich sofort in sie verliebte, als ich sie das erste Mal um seinen Hals sah.
Da sie mir so gefiel, hat er sie ein zweites Mal gekauft und mir vermacht, und so liefen wir beide damit herum. Anfänglich habe ich sie, glaube ich, nicht so sehr geschätzt wie jetzt. Das einzige Problem: Der Wolf, der einmal daran hing, ist leider kaputt, dennoch bleibt die Kette selbst für mich von großer Bedeutung. Ich weiß nicht, ob er das hier irgendwann mal liest oder sich überhaupt noch an die Kette erinnert, aber: „Hey, ich denke immer noch an dich, und ich trage sie mittlerweile jeden Tag.“
Der facettierte Ring

Dazu ist ein facettierter Ring gekommen. Anfänglich habe ich ihn an meinem Finger getragen, aber bei den vielen Feilen, Schleifen und Sägen hatte ich Angst, dass er Schaden nimmt, und habe ihn provisorisch an die Kette gehängt. So blieb es dann.
Dies war das erste Schmuckstück, das ich für mich selbst gemacht habe (im zweiten Lehrjahr). Dieser Ring sollte eine Genauigkeitsübung sein, weil mir das Motiv so gut gefallen hat. Mit einer kleinen Abwandlung habe ich einen zweiten Ring gemacht. Die Idee dahinter ist, dass ich alles schaffen kann. Niemand hat an mich geglaubt, dass ich meine Ausbildung beginnen oder erfolgreich abschließen würde, zumindest wurde mir das mal gesagt. Dieser Ring symbolisiert meinen Neuanfang und meine Entschlossenheit, etwas in meinem Leben zu erreichen.
Der nächste Ring

Meine Mutter beharrte darauf, dass ich Praktika in den Sommerferien meiner Ausbildung mache. Ich werde ihr nicht danken, da es immer deswegen viel Stress gab, aber ich danke der Person, die mir die Technik beigebracht hat. Ich hätte nie gedacht, dass man mit einer Macker und einer bestimmten Säure so schöne und außergewöhnliche Schmuckstücke herstellen kann.
Der Herr meinte: „Normalerweise benutze ich Praktikanten, um mir bei meinem Laden auszuhelfen.“ Er hat sogar gesagt, dass ich ihm mit Sachen helfen kann, die er später weiterverwenden kann. Ich würde nicht sagen, ich bin störend, aber anscheinend konnte er das bei mir nicht und hat mir lieber geheime Techniken gezeigt. Vielleicht lag es an meinen Fragen, an meinem Interesse, keine Ahnung. Ich kann mich nicht beschweren.
Die Aufschrift auf diesem Ring lautet: „Sterben ist langweilig.“ Dieser Spruch hat mich sehr berührt, als ich ihn das erste Mal hörte, und ich wollte ihn unbedingt an einem Ring verewigen. Der Spruch entstand als Reaktion auf ein lustiges Gedankenexperiment im Supermarkt, wo wir uns fragten, was passiert, wenn eine Zombieapokalypse ausbricht. Eine Person meinte: „Sterben ist langweilig. Natürlich kämpfe ich lieber, als im Grab zu liegen und mich zu langweilen.“
Der Selbstliebering
Der vorerst letzte Ring ist ein Selbstliebering. Er soll mich daran erinnern, sanfter mit mir selbst zu sein. Die Technik ist besonders, und ich habe das erste Mal in meiner Ausbildung im dritten Jahr damit gearbeitet. Ich habe ein Armband gemacht, und mein Lehrer war begeistert und meinte, ich hätte ein echtes Händchen für filigranes Löten. Das sah ich anders, ich war nicht so gut, wie er sagte, aber genau deshalb habe ich ihn gemacht.
Als ich meine eigene Werkstatt nach einer längeren Goldschmiede-Pause aufgebaut habe, wurde er mein zweites Werkstück, und ich bin stolz darauf, auch wenn er nicht perfekt ist.
Selbstliebe und Selbstakzeptanz gelingen mir nicht immer, aber ich glaube, dass ich auf diesem Weg Fortschritte gemacht habe. Der Ring steht für meine Reise zur Selbstakzeptanz und das Streben nach innerer Ruhe.
Weitere Pläne
Bald kommt noch ein neuer Ring dazu, der mir helfen soll, weitere Träume zu erfüllen. Der Traum meiner Selbstständigkeit hat sich schon teilweise erfüllt. Vor einigen Monaten habe ich ein geflochtenes, mittlerweile verblasstes Band um mein rechtes Handgelenk erhalten. Ein Mädchen auf der Straße hat es mir angelegt und gesagt: „Wünsch dir was, wenn es abfällt, wird dieser Wunsch in Erfüllung gehen.“
Ich habe mir die Selbstständigkeit gewünscht, und es erinnert mich jeden Tag daran. Da es aber nicht von selbst abfällt, werde ich es abschneiden, und weil es ein Teil meines Lebens ist, einen Ring daraus machen. Wenn er fertig ist, werde ich ihn hier einfügen.
Das war die Geschichte meiner Kette. Vielleicht kommen in Zukunft noch mehr Ringe dazu. Mal sehen!
Bis dahin, danke fürs Lesen. Tschau miau!