Ich bin stolz darauf, Goldschmiedin zu sein. Aber darf ich mich überhaupt so nennen, wenn ich überwiegend mit Silber arbeite? Bin ich dann nicht eigentlich Silberschmiedin?
Es liegt nahe, dass, wenn ich hauptsächlich mit Silber arbeite, "Silber" in meiner Berufsbezeichnung vorkommen sollte. Aber nur weil "Gold" oder "Silber" in einem Wort enthalten ist, heißt das nicht, dass das entsprechende Material auch enthalten wird. Oder ist der Goldfisch aus Gold?
Meine Ausbildung zur Goldschmiedin habe ich mit 18 Jahren an der Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Kaufbeuren-Neugablonz begonnen. Dort konnte man auch eine Lehre als Graveur, Glasmaler oder Silberschmied absolvieren.
Wie war der Unterricht aufgebaut?
Theorie: Während Graveure und Glasmaler jeweils einen eigenen Theorieunterricht hatten, wurden Gold- und Silberschmiede zusammen unterrichtet. Das machte Sinn, da beide Berufe dasselbe Grundwissen benötigen, wie zum Beispiel:
- Umformungsmethoden
- Welche Legierungen es gibt + Stempelgesetz
- Schmelzpunkte verschiedener Materialien
- Kundenzeichnungen erstellen (traditionell und digital)
- Berechnung des Materialbedarfs für ein Werkstück
- Präsentation und Preiskalkulation eines Werkstücks
- Zeichnen aus der Vorstellung
- usw.
In der Werkstatt: Im ersten Lehrjahr waren Gold- und Silberschmiede zusammen, um grundlegende Techniken wie Sägen, Löten, Feilen, Schleifen, Polieren, aber auch Nieten, Meißeln und Schmieden zu lernen.

Dieses Blatt habe ich eigenhändig geschmiedet. Das Grundmaterial war Messing, 100 mm lang und mit einem Durchmesser von 10 mm. Da ich es nur geschmiedet, aber die Oxidschicht nicht entfernt habe, hat es seine braun-rote Farbe behalten. Die Übung diente dazu, das Arbeiten mit verschiedenen Hämmern zu verstehen, um das Material sowohl in die Länge als auch in die Breite zu treiben.
Mal fertigten wir eine Kette und Ohrringe an, ein anderes mal einen Löffel und eine Schüssel. So schnupperten wir in beide Berufe hinein. Im zweiten Lehrjahr mussten wir uns dann entscheiden, was wir lieber machen wollten.
Goldschmied

Ein Goldschmied fertigt hauptsächlich Schmuckstücke wie Ohrringe, Ketten, Broschen, Manschettenknöpfe, Anhänger und (Mantel-)Ringe an, also eher "Kleinkram". Dazu gehören Techniken wie:
- Verschlüsse für Ketten herstellen
- Steine einfassen
- Oberflächenbearbeitung
- Befestigung von Broschen
- usw.
Silberschmied:
Ein Silberschmied konzentriert sich eher auf größere Gegenstände, wie Besteck, Teller, Becher, Teekannen, Dosen und Kerzenständer. Hier geht es vor allem darum, wie man diese Objekte in die Höhe treibt, Hammerschlag-Techniken anwendet, und so weiter.

In den nächsten zwei Jahren spezialisiert und verfeinert man das gewählte Handwerk. Wie gesagt, das Material spielt dabei keine Rolle. Man hätte auch eine goldene Teekanne herstellen können, wäre deswegen aber kein Goldschmied. Für die meisten (vielleicht alle) in der Ausbildung ist Gold jedoch sehr teuer, selbst bei kleineren Stücken wie Ringen.
Silber ist daher die bessere Alternative, da der Silberpreis nur einen Bruchteil des Goldpreises ausmacht. Bevor wir allerdings mit Silber arbeiten durften, mussten wir jedes neue Werkstück zuerst aus Messing anfertigen.
Deshalb bestehe ich darauf, mich als Goldschmiedin zu bezeichnen, da der Silberschmied an meiner Schule andere Schwerpunkte hatte.
Ich hoffe, damit sind alle Fragen geklärt.
Danke fürs Durchlesen!
Tschaumiau